Magenkrebs und Speiseröhrenkrebs überleben
Magenkrebs und Speiseröhrenkrebsüberleben

Nebenwirkungen, Teil 1

Was den zeitlichen Ablauf angeht, haben die sich das in der Klinik wirklich fein ausgedacht:

sobald ich nach der Chemo zu Hause ankomme, denke ich, mich trifft der Schlag. Ich leg mich auf's Sofa und schlafe in zwei Minuten tief und fest. Auch in den nächsten zwei Tagen fühle ich mich total erledigt und stehe kaum auf. Schon morgens aufstehen und duschen ist eine echte Anstrengung.

Abgesehen von den zunehmenden Schmerzen beim Runterschlucken des Essens entwickle ich auch einen leichten Ekel vor bestimmten Speisen und Gerüchen. Meine Frau trinkt einen Schluck Rotwein, und mir wird von dem Geruch fast schlecht. So muss es wohl schwangeren Frauen oft ergehen. Das ist aber alles nicht wirklich schlimm, und schon nach 3 Tagen machen wir draußen den ersten kleinen Spaziergang . In den nächsten zwei bis drei Wochen komme ich fast zur vorherigen Form zurück.

Kein Haarausfall, kein Erbrechen, nichts.

Nur die Schluckbeschwerden nehmen jetzt sehr schnell und sehr stark zu. Und ich meine, dass ich inzwischen nach jeder einzelnen Bestrahlung merke, wie die Schmerzen noch stärker werden. Mein Arzt, der sich mit sowas ganz gut auszukennen scheint, verschreibt mir Fentanyl-Pflaster, ein Opiat mit sehr starker Wirkung. Dadurch werden die Schmerzen deutlich reduziert, so dass ich sie außerhalb der Mahlzeiten, nachts u.s.w. praktisch nicht bemerke. Das Essen reduziert sich aber bald auf lauwarme Süppchen,  Puddings und weich gekochte Eier, und einige Zeit später geht nicht mal mehr das. Ich lebe fast nur noch von der Sondennahrung und Milchspeiseeis.

Die Klinik schlägt mir einen mehrtätigen Aufenthalt zur optimalen Einstellung von Schmerzmitteln vor. Irgendeine Schmerztherapie. Dort setzt man die Pflaster ab und testet die Wirkung verschiedener anderer Schmerzmittel.  Mit der Folge, dass ich nächtelang vor Schmerzen nicht mehr schlafen kann und tagsüber bald verrückt werde. Nach 4 Tagen verlange ich mit Nachdruck meine Pflaster zurück und darf danach die Klinik verlassen.

 

Meine Schlussfolgerung: längerfristige Anwendung von hochwirksamen Schmerzmitteln, z.B. Fentanyl-Pflastern, ist in unserer Situation das allerkleinste Problem. Darum können wir uns später kümmern, wenn alles andere erledigt ist. Solange müssen wir nur mit den kleinen Begleiterscheinungen (vorübergehende Verstopfung, zeitweise Fahruntüchtigkeit) dieses Schmerzmittels zurechtkommen. Das sind aber keine Probleme.

Wichtig ist, dass wir sehr, sehr deutlich sagen, dass wir Schmerzen haben, denn nur dem, der redet, wird geholfen.

 

 

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