Magenkrebs und Speiseröhrenkrebs überleben
Magenkrebs und Speiseröhrenkrebsüberleben

Vorbereitungen zur Magenhochzug-Operation

Natürlich hatte ich über diese Operation vorher einiges gelesen. Die Bilder und Beschreibungen in den kleinen Broschüren, und dasselbe nochmal an verschiedenen Stellen im Internet. Das alles sah so unfassbar groß und umfangreich aus, dass es mich davor gruselte. Zudem konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich danach je wieder wie ein halbwegs normaler Mensch essen und verdauen würde. Ich erwartete, nach der Operation  schwer behindert und wahrscheinlich als eine Art Pflegefall dahinzusiechen. Ganz abgesehen davon, ob ich überhaupt noch länger leben würde.

 

Meine eigenen, persönlichen Vorbereitungen zu der OP, die ich schon vor einiger Zeit getroffen hatte, waren:

  • eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht
  • ein Testament
  • ein paar Dinge so zu regeln, dass sich die Welt auch ohne mich problemlos weiterdrehen würde

 

Meine Ärzte erklärten mir kurz vor der OP sehr ausführlich und nachvollziehbar, dass sie einen sehr guten Verlauf der Operation und der Zeit danach erwarten:

ich würde natürlich ein paar nicht ganz so angenehme Tage auf der Intensivstation verbringen, und auch die ersten Tage danach wären sicherlich nicht ganz so einfach. Aber im Laufe der Zeit würde ich vorsichtig wieder anfangen zu essen, und ich würde sicherlich auch irgendwann wieder relativ "normale" Tage erleben.

Dabei stützten sie ihre sehr optimistische Einschätzung auf einen Umstand, auf den ich später noch näher eingehen werde:

meine körperliche Verfassung aufgrund meiner sportlichen Kondition.

Mit einem Laufpensum von ca. 30km pro Woche, 2-3x abends Fitnesstraining im Studio pro Woche und immer einer Mountainbiketour an den Wochenenden war ich bis zum Zeitpunkt meiner Diagnose in Topform. Die damals ja schon vorhandene Erkrankung hatte mich daran nicht erkennbar gehindert. Und auch in den Zeiten zwischen meinen Chemos hatte ich mit Wanderungen - zunächst sehr kurz und langsam, dann aber immer länger und bei immer höherem Tempo - versucht, meine Fitness bis zur Operation möglichst nicht ganz zu verlieren.

Man bestätigte mir, dass dies sicherlich der Hauptgrund war, warum ich die Nebenwirkungen der Chemo und Bestrahlung so gut "weggesteckt" hätte, und es wäre die allerbeste Ausgangssituation, um die Operation gut zu überstehen und mich rasch davon zu erholen.

 

Na ja, vorstellen konnte ich mir das alles nicht. Aber es bleibt ja nichts übrig, als sich mit vollstem Vertrauen in die Hände der Ärzte zu begeben und erstmal zu hoffen, dass man nach der Operation irgendwie wieder aufwacht.

Also gar nicht erst drüber nachdenken. 

Viel lieber denke ich am Morgen meiner OP daran, dass nun endlich mein letzter Tag mit dem Tumor anbricht! Dass ich nichts zu verlieren habe, sondern nur noch gewinnen kann.

Also rein ins OP-Hemdchen, und die Schwester schiebt mich in meinem Bett quer durch's ganze Haus bis zum OP. Ich bin echt froh, dass ich dort nicht irgendwo abgestellt werde und warten muss, denn so habe ich gar keine Zeit, Angst zu bekommen oder über irgendwas nachzudenken.

Ich werde durch eine Schleuse in einen gleißend hellen Raum geschoben und schaue in eine Menge kleiner strahlender Lichter. Eine sehr freundliche, leider vermummte junge Dame streichelt mich kurz und flötet mir fröhlich zu: Guten Morgen junger Mann, ich bin Ihre Anästhesistin und werde ab jetzt gut auf Sie aufpassen. Sie dürfen sich schon mal ein schönes, langes Träumchen aussuchen...

 

Das waren sehr nette letzte Worte meines "alten" Lebens, an die ich mich oft und gern erinnere. 

 

 

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