Sehr bald nach der ersten Diagnose beschäftigt (und bedrückt!) mich der Gedanke, was ich meiner Familie, meinen Nachbarn und Freunden über meine Erkrankung mitteilen will, und wie ich es ihnen sagen soll.
Ich spreche mit meiner Frau darüber, und wir kommen sehr bald zu einem Ergebnis, welches uns über die gesamte Zeit meiner Erkrankung als sehr praktikabel erscheint und uns tatsächlich sehr hilft.
Informationsgehalt:
Ich beschließe, im privaten Bereich mit allen Aspekten meiner Erkrankung von Anfang an völlig offen umzugehen. Alle Erkenntnisse und Erfahrungen, und auch meinen jeweiligen Gesundheitszustand werde ich mit Familie, Freunden und Bekannten teilen. Das wird nicht nur mir, sondern auch allen anderen helfen und Sicherheit geben, mit mir und meiner Erkrankung angemessen umzugehen. Im beruflichen Umfeld gebe ich nur die Informationen weiter, die für das richtige Verständnis meiner gesundheitlichen und allgemeinen Situation hilfreich sind. Allzu Persönliches macht dort wenig Sinn.
Informationsweg:
wir beschließen eine klare Struktur, an die sich alle Beteiligten halten werden, um mir und meiner Familie das Leben mit der Erkrankung bestmöglich zu erleichtern. Ich selbst spreche vorläufig zu jeder Zeit und in allen Einzelheiten mit meiner Frau, unseren Kindern, meiner Mutter und meinen zwei besten Freunden. Nur wenn ich es selbst möchte, teile ich mich auch noch weiteren nahestehenden Personen mit. Die Informationen im Freundeskreis, der Nachbarschaft u.s.w. erfolgen über meine Frau und unsere Kinder, und ich bitte meine besten Freunde, den Kontakt und die Information zu meinem Verein, meinem Chor u.s.w. zu übernehmen. Gleichzeitig bitten wir darum, dass für alle Arten von Rückmeldungen, Fragen u.s.w. dieselben Kommunikationswege eingehalten, also die "Kontaktpersonen" angesprochen werden.
Sehr schnell stelle ich fest, dass sich alle mit dieser (manchmal nicht so explizit ausgesprochenen) "Regelung" sehr gut zurechtfinden. Genesungswünsche, Grüße u.s.w. kommen über dieselben Wege zurück, und ohne dass ich ständig etlichen Leuten meine Situation erklären muss, wissen offenbar alle zu jeder Zeit recht gut, was gerade läuft.
Auch bei der späteren Frage, wer mich wann und wo mal besuchen kommt, hilft der dann bereits eingespielte Informationsweg ungemein.
Meine Frau und meine Kinder halten nur mit unserer allernächsten Umgebung ständigen Kontakt, während unser sehr großer Freundes-und Bekanntenkreis uns gar nicht ständig befragen muss und trotzdem immer auf dem neuesten Stand der Dinge ist.
Erst viel später, nachdem es mir wieder etwas besser geht, suche ich das direkte Gespräch mit den Leuten in meinem Chor, im Verein, im weiteren Bekanntenkreis, und ich lasse mich dort auch wieder blicken. Und von da an sprechen mich all diese Leute auch gern wieder direkt an.
Alles völlig unkompliziert und sehr angenehm...
Eine gut strukturierte und inhaltlich vollständige und offene Kommunikation ist nicht zu unterschätzen! Denn sie schützt vor vielem, was man in dieser Situation überhaupt nicht gebrauchen kann:
- besorgte, häufige, tränenreiche und oft lästige Anfragen von Leuten, mit denen ich gerade gar nicht reden wollte
- Gerüchte, die fast immer aus Unwissen oder Halbwissen entstehen
- unbeholfenes Auftreten oder Unsicherheit im Umgang mit mir und meiner Erkrankung, was zu unangenehmen Situationen führen könnte
Deshalb mein Tipp:
mit allen Informationen und der eigenen Situation völlig offen umgehen, und in Sachen Kommunikation möglichst viele Aufgaben delegieren